Schwere Vorwürfe gegen die Betreiber von Goodgames Empire
Schon seit dem Jahr 2013 mehren sich die negativen Kommentare zum Browsergame Goodgame Empire von Goodgame Studios unter unserem Testbericht. Zudem spricht die Userbewertung für das Spiel mit 1,9 Sternen von fünf möglich bei 481 abgegebenen Stimmen ebenfalls für sich. Bislang gab es vor allem Beschwerden bezüglich des Ungleichgewichts zwischen zahlende Spieler und nicht zahlende Spieler. Nun sind allerdings neue Vorwürfe bekannt geworden, die, sollten sie sich bewahrheiten, für einen großen Skandal sorgen könnten.
Im Raum steht der konkrete Vorwurf des manipulativen Eingriffs von Seiten Goodgame Studios, dem Betreiber des Browsergames. Mitarbeiter des Unternehmens sollen selbst im Spiel mitmischen und bestimmte Spielergruppe mit internen Informationen versorgen. Darüber hinaus würden die Verantwortlichen mit Updates Spieler nötigen, noch mehr Diamanten auszugeben, um mit dem allgemeinen Spielfortschritt mithalten zu können. Dies sind nur ein paar der schwersten Vorwürfe, die von Spielern vorgebracht werden.
Zumindestens den ersten Vorwurf können wir zu Teilen bestätigen. Uns wurden Dokumente vorgelegt, die beweisen, dass ein ehemaliger Testspieler von Goodgame Studios interne Daten an eine Spielergruppe weitergegeben hat. Nachdem dies Goodgame Studios allerdings mitgeteilt wurde, wurde der entsprechende Mitarbeiter entlassen. In einer Presseanfrage teilte uns der Pressesprecher Andreas Haase mit:
„Es gibt grundsätzlich keine Manipulation durch Mitarbeiter von Goodgame Studios. Bei über 1.100 Kollegen kann ich Einzelfälle natürlich nicht vollkommen ausschließen, aber wir haben diverse interne Sicherheitsmechanismen installiert, die Missbrauch verhindern: Von den Datenschutzbestimmungen, die Mitarbeiter verpflichten, keine Informationen weiterzugeben, über automatisierte Warnungen an das Spieleteam bei ungewöhnlichen Aktivitäten bis zum Protokollieren aller Aktionen im Support-Backend.“
Bezüglich der manipulativen Updates wiesen uns die Spieler, unter anderem auch per Kommentar unter dem Goodgame Empire Spieletest, beispielsweise auf das Lazarett-Update hin, dass bei vielen Spielern für Unmut gesorgt hat. Bisher war das Lazarett ein reines Rubin-Gebäude, das nur mit Echtgeld erworben werden konnte. Es sorgte dafür, dass bei einer Niederlage im Kampf ein Teil der Soldaten sofort wieder zu Verfügung standen. Mit einem neuen Update wurde nun genau diese Funktion gestrichen, dafür können die Soldaten nun mit Rubineinsatz sofort wiederhergestellt werden, wer keine Rubine zahlen möchte, der muss länger warten, bis die geheilten Einheiten wieder einsatzbereit sind. Der Vorwurf der Spieler geht nun dahin, dass eine ursprünglich gekaufte Funktion gestrichen und mit einer neuen Funktion ersetzt wurde, die nun weitere Premiumwährung kostet. Neben diesen direkten Einflüssen, müsse man zusätzlich Burgen/Strategien auf das neue Update anpassen, was ebenfalls Zeit und ggf. Premiumwährung kostet.
Auch hierfür hat Goodgame Studios eine passende Antwort:
„Das genannte Lazarett ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig es für uns häufig ist, es allen recht zu machen: Das Lazarett war nach dem Update in den ersten Ausbaustufen, anders als zuvor, ohne Premiumwährung käuflich. Darüber hinaus hatte es eine grundsätzlich neue Funktion: Anstatt ausschließlich nach einem Totalverlust aller Einheiten einen bestimmten Prozentsatz heilen zu könnten, kann man nun, wenn man möchte, jede verlorene Einheit retten, anstatt neue Truppen ausheben zu müssen. Um den Wünschen der Community entgegenzukommen, haben wir dann zusätzlich die alte Funktionalität wieder eingeführt, sodass die Spieler jetzt in den Genuss beider Vorteile kommen.“
Wie man schon an den zwei hier aufgeführten Beispielen sieht, ist es als Außenstehender schwer in solchen Fällen einzuschätzen, ob die Spieler mit ihren Vorwürfen und Kritik einfach nur übertreiben oder aber ob der Spielbetreiber den Bogen diesmal überspannt hat. Beide Argumentationen klingen auf den ersten Blick legitim. Allerdings darf dabei nie vergessen, dass der Free-to-Play Markt ein raues Pflaster ist. Reibereien zwischen langjährigen Spielern und dem Spielbetreiber sind dabei keine ungewöhnliche Sache, wie beispielsweise der hitzig geführte Travianer-Fall schon vor einigen Jahren zeigen konnte. Bzgl. Goodgame Studios könnte man an dieser Stelle vorbringen, dass das Unternehmen in den letzten Jahren einen beeindruckenden Wachstum verzeichen konnte, während viele andere Publisher in den vergangenen Jahren massiv Mitarbeiter entlassen und Spiele einstellen mussten. Das solch ein Wachstum auch finanziert werden möchte, liegt auf der Hand. Dementsprechend dürfte auch im Hause Goodgame Studios ein gewisser Druck vorhanden sein. Interessant fand ich dazu noch die weitere Äußerung von Pressesprecher Andreas Haase:
„Wir zwingen natürlich niemanden zu Zahlungen. Einmal abgesehen davon, dass wir das gar nicht können, funktioniert ein Free2Play-Spiel nur, wenn es auch für die große Mehrheit der Spieler, die kostenlos spielen, attraktiv ist.“
Grundsätzlich ist das natürlich der Knackpunkt. Die Spieler entscheiden mit ihrem Geldbeutel ob das Spiel erfolgreich wird und auch bleibt. Sprich, selbst wenn die Vorwürfe allesamt stimmen würden, würden die Spielebetreiber über kurz oder lang mit solch einem Vorgehen ihr eigenes Grab schaufeln. Andererseits machen es sich Goodgame Studios mit solch einer Aussagen leicht, im vollen Wissen, dass dem eben nicht so ist. Natürlich kann Goodgame Studios die Spieler nicht direkt zwingen, sie wissen aber auch, dass es viele Spieler gibt, die schon viel Geld und Zeit in das Spiel investiert, dort vielleicht Freunde gefunden und sich eine Stellung in der eigenen Gilde erarbeitet haben. Diese langjährigen, mit dem Spiel verbundenen Spielern können meist eben nicht einfach so aufhören, weil ihnen das neuste Update nicht passt. Das solche Spieler mit neuen Updates sprichwörtlich „gemolken“ werden, ist in der Branche Gang und Gebe.
Was ist eure Meinung zum Fall, der leicht auf die gesamte Free-to-Play-Branche übertragen werden kann? Übertreiben viele Spieler von Browsergames einfach und berücksichtigen nicht, dass sie ein kostenloses Spiel spielen, für das sie grundsätzlich nicht zahlen müssen oder verlieren viele Publisher langsam das richtige Maß bei der Monetarisierung? Gerne können sich auch Goodgame Empire-Spieler hier melden und ihre Meinung per Kommentar mitteilen. Bitte seid aber sachlich und konstruktiv, beleidigende Kommentare werde ich löschen!
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