Thursday, April 25th, 2024

Social Distancing als Motor: Soziale Aspekte im Gaming gewinnen an Bedeutung

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Gaming war lange Zeit eine umstrittene Tätigkeit. Einsam sollte das Spielen am Computer und Konsole machen, das echte Leben ausschließen und soziale Kompetenzen schwinden lassen. Ein Klischee, das sich über Jahrzehnte hartnäckig in den Köpfen gehalten hat und auch in den Medien die vorherrschende Diskussionsgrundlage bildete, lässt sich nicht leicht auflösen. Seit einigen Jahren scheint das Bild von sozialphobischen, zurückgezogenen und eigenbrötlerischen Gamer allerdings zu bröckeln und macht Platz für eine neue Generation der Spielbegeisterter, die Gaming in all seinen vielfältigen Facetten begreifen und leben.

Ein wesentlicher Aspekt, der sich im Laufe der Jahre verändert und das Ende des sprichwörtlichen sozial isolierten Zockers maßgeblich eingeläutet hat, ist die wachsende Bedeutung des Social Gaming. Die Gemeinschaft der Gamer*innen, so divers sie auch sein mag, ist näher zusammengerückt. Interaktion und soziales Miteinander sind zu einem festen Bestandteil des Gamings geworden. Videospiele haben sich zu einer sozialen Tätigkeit weiterentwickelt und inzwischen eher dazu angetan, Menschen zusammenzubringen, anstatt sie voneinander zu isolieren.

Ein starker Motor für diese Entwicklung war das Phänomen des Social Distancing, das die Gesellschaft in den Ausnahmejahren seit 2019 begleitet hat. Wo ein reales Miteinander kaum noch möglich war, ist das virtuelle Beisammensein umso wichtiger geworden und hat damit die Gamingbranche nachhaltig verändert.

Der Wunsch nach Gemeinschaft ist digital geworden

Der Mensch ist in seiner grundlegenden Natur ein soziales Wesen. Die Gemeinschaft mit anderen ist ein menschliches Grundbedürfnis, ein genetisches Programm, das aus einer Zeit stammt, in der der Einzelne kaum ein Chance hatte, zu überleben. Auch wenn die Lebensumstände heute auch eine Existenz außerhalb einer Gruppe grundsätzlich möglich machen, ist der Wunsch nach sozialem Miteinander als tiefsitzendes Bedürfnis erhalten geblieben.

Die zunehmende Digitalisierung des Alltags darf in diesem Zusammenhang kontrovers diskutiert werden. Die Möglichkeiten des digitalen Lebens haben viele persönliche Kontakte obsolet gemacht. Waren aus der ganzen Welt können per Mausklick bis an die Wohnungstür geliefert werden, der Check-In am Flughafen und im Hotel ist digital von zu Hause aus möglich, selbst die Sprechstunde beim Arzt kann vielfach bereits online wahrgenommen werden. Gleichzeitig schlägt die Digitalisierung aber auch Brücken über weite Entfernungen hinweg und macht Kontakte möglich, die außerhalb der digitalen Welt kaum möglich wären.

Vielleicht lässt sich die Kontroverse am besten in die Aussage fassen, dass das soziale Miteinander sich in den virtuellen Raum erweitert hat. Insbesondere die soziale Distanz der letzten Jahre hat einen kreativen Umgang mit den Möglichkeiten des sozialen Miteinanders erforderlich gemacht und damit das Sozialleben um einige Facetten bereichert. Der Wunsch nach sozialem Miteinander ist nicht kleiner, sondern digitaler geworden. Wir haben neue Möglichkeiten des Beisammenseins kennen und schätzen gelernt und sie in unseren Alltag integriert. Auch für die Gamingbranche ist eine neue Ära angebrochen, die stark durch den Begriff des Social Gaming geprägt wird und den Markt langfristig beeinflussen dürfte.

Social Gamer übernehmen die Branche

Experten sind sich einig: Gaming ist zu einer sozialen Tätigkeit geworden. Heute wird die Gemeinschaft der Gamer*innen in all ihren Facetten als eine Art großes soziales Netzwerk wahrgenommen, das unterschiedliche Interessensgebiete und Themenschwerpunkte miteinander in Einklang bringt.

Social Gaming ist das Stichwort, das die Branche inzwischen prägt. Als Social Games im engeren Sinne werden Spiele bezeichnet, die von sozialen Netzwerken wie Facebook bereitgestellt werden und dort gespielt werden können, während sich die Spieler*innen mit anderen Interessierten vernetzen. Social Gaming geht aber weit darüber hinaus und bezeichnet die Möglichkeit, Videospiele auf unterschiedlichsten Plattformen in einem sozialen Gefüge zu nutzen, also gemeinsam mit anderen Gamer*innen in virtuelle Welten einzutauchen, miteinander zu kommunizieren und die Aufgaben der Spielwelt gemeinsam zu meistern.

Ein deutliches Zeichen für die wachsende Bedeutung von Social Gaming in der Branche ist die Popularität von kommunikativen und sozialen Spielelementen. Chat- und Videofunktionen gehören zur Grundausstattung eines guten Spiels, die Vernetzungsmöglichkeit mit Freunden, der so genannte Multiplayer Modus, ist aus den meisten Spielen nicht mehr wegzudenken und wird sogar in ursprünglich dedizierten Single Playern nachgerüstet. Neue Online Casinos implementieren beispielsweise zunehmend auch die Möglichkeit, an Live Casino Events teilzunehmen und über den Bildschirm in direkten Kontakt mit anderen Spielern und den Croupiers zu treten. Auch das Konzept der Freundschaftswerbung findet in modernen Online Casinos immer häufiger Platz. So können Gamer beispielsweise ihre Freunde zu einer Partie Poker oder Black Jack einladen und erhalten als Treuebonus Casino Freispiele oder ein Guthaben für ihr Nutzerkonto. So wächst eine aktive Gamercommunity, die den Aspekt der sozialen Vernetzung bereits mitbringt.

Außerhalb des Spiels gibt es zu nahezu jedem Spieletitel lebendige Communities, die über umfangreiche Foren, Blogs und Channel die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen, mit Rat und Tat zu unterstützen und soziale Kontakte zu pflegen.

Doch wie tickt er denn nun, der Social Gamer unserer Zeit? Vom sozial isolierten Nerd aus dem veralteten Rollenbild scheint er meilenweit entfernt zu sein. Zunächst einmal kann „er“ heute ebenso gut „sie“ sein. Fast die Hälfte der aktiven Gamer*innen ist inzwischen weiblich. Social Gamer gehören vor allem einer jüngeren Generation an. Sie sind, wie eine Erhebung von GlobalWebIndex zeigt, in der Altersgruppe zwischen 16 und 24 angesiedelt. In dieser Generation gab der größte Teil der Gamer*innen an, vor allem zu spielen, um sich mit Freunden zu treffen (35 Prozent). Die Motivation älterer Generationen, wie zum Beispiel das Eintauchen in virtuelle Welten, die vorübergehende Flucht aus dem Alltag oder die Suche nach der persönlichen Herausforderung, haben an Bedeutung verloren.

Der Grund für diesen Wandel ist simpel: Die junge Generation der Social Gamer*innen ist mit dem Multiplayer-Modus aufgewachsen. Sie kennen Gaming in erster Linie als soziales Miteinander und haben kaum noch eine Vorstellung von dem Singleplayer-Erlebnis, mit dem ältere Gamergenerationen aufgewachsen sind. Sie zocken im Metaverse, bevorzugen social friendly Spieletitel und betrachten Gaming als eine Ergänzung ihres sozialen Netzwerkes und nicht als Konkurrenz zu ihren sonstigen sozialen Freizeitaktivitäten.

Diese Herausforderungen müssen Spieleentwickler heute meistern

Für die Spieleindustrie bringt die wachsende Bedeutung des Social Gaming neue Herausforderungen mit sich. Gamer*innen wünschen sich Spieletitel, die ausdrücklich social friendly sind und ihnen die Möglichkeit geben, sich mit ihren Freunden und einer lebendigen Community zu vernetzen.

Multiplayer haben den klassischen Singleplayer weitgehend ersetzt. Als Singleplayer angelegte Spiele haben inzwischen meist einen zusätzlichen Multiplayer-Modus integriert. Komplexe Tools bringen Spieler*innen auf der ganzen Welt innerhalb des Spiels zusammen und bilden auf der Basis individueller Fähigkeiten Spielgruppen, die sich gemeinsam einem mächtigen Gegner im Spiel stellen. Kommunikative Tools wie ein multifunktionaler Text- oder Voice-Chat gehören längst zur Grundausstattung guter Spiele und die Kooperation mit sozialen Netzwerken, Chatanbietern oder Streamingplattformen bieten die Möglichkeit, Freunde und andere Gamer am eigenen Spielerlebnis teilhaben zu lassen.

Ein soziales Phänomen jüngerer Zeit sind die so genannten „Hangout-Spaces“, individuelle Orte im Metaverse der Spielwelt, an denen sich Gamer*innen zum sozialen Miteinander treffen können, ohne einen speziellen Fortschritt im Spiel zu verfolgen. Ein typisches Beispiel ist das Diamond Casino und Resort im Kultklassiker „GTA Online“. Auch der Koop-Survival-Shooter „Fortnite“ hat mit seinem Party-Royale-Modus einen Ort im Metaverse geschaffen, an dem Fortnite-Fans virtuell Zeit miteinander verbringen können.

In Zukunft wird es auch immer wichtiger werden, dass Spiele plattformübergreifend genutzt und miteinander vernetzt werden können. Zentral ist in diesem Zusammenhang sicher die Kompatibilität von Computer und Konsole, aber auch die Nutzbarkeit von klassischen PC- und Konsolenspielen auf mobilen Endgeräten.

Gelingt Spieleentwicklern in Zukunft ein noch ganzheitlicherer Übergang in das Zeitalter des Social Gaming, könnte dieser Wandel dafür verantwortlich sein, dass sich alte Rollenbilder und Klischees endgültig auflösen und sich das Image der Gamingbranche nachhaltig verändert.


Bildquelle:

Abbildung 1: JESHOOTS-com @ (CCO-Lizenz) / pixabay.com


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